ETF und Einzelaktien mischen: Wie groß ist das Klumpenrisiko wirklich?
ETF und Einzelaktien mischen: Wie groß ist das Klumpenrisiko wirklich?

ETF und Einzelaktien mischen: Wie groß ist das Klumpenrisiko wirklich?

Vereinzelt kommt immer mal wieder die Frage auf, warum ich einerseits den MSCI World plus MSCI EM bespare, während ich zusätzlich einige Positionen des MSCI World parallel in Aktien-Sparplänen kaufe und auf Aktien-Einzelkäufe setze.

Bildet das nicht ein enormes Klumpenrisiko, das man vermeiden sollte?

Schauen wir uns doch einmal genauer an, wie in meinem ganz konkreten Fall die Überschneidungen gestaltet sind und ob das Klumpenrisiko wirklich so groß ist.

Das hier sind meine ETF-Sparpläne, die z. T. über die Onvista Bank* laufen:

  • Thesaurierender MSCI World mit der WKN: A0RPWH
  • Thesaurierender MSCI EM mit der WKN: A111X9
  • Ausschüttender Vanguard All-World mit der WKN: A1T8FV

Und diese Einzelaktien laufen oder liefen zusätzlich bei Trade Republic* im Sparplan:

  • ASML
  • AMD
  • Apple
  • Meta Platforms
  • Microsoft
  • Tesla

Unter den 1.519 Unternehmen aus dem MSCI World finden sich daher folgende Doppelungen in den Top 10 (Stand September 2022):

  • Apple: 5,01 %
  • Microsoft: 3,64 %
  • Tesla: 1,49 %
  • Meta: 0,73 %

Irgendwann danach folgen u. a. Pfizer (0,52 %), PepsiCo (0,47 %), ASML (0,38%), AT&T (0,24 %), Unilever (0,23 %), Siemens (0,15 %), Allianz (0,13 %) und sicher noch viele weitere mehr.

Doppelungen sind also unvermeidbar, wenn man einerseits breitgestreut in ETFs investiert und gleichzeitig auf die „Großen“ setzt. Übrigens gilt das nicht nur für Sparpläne, sondern selbstverständlich auch für Aktien-Einzelkäufe. Am Ende hat man die Positionen eben doppelt im Portfolio.

Beispielrechnung: Wie hoch ist die Überschneidung von ETF-Positionen und Einzelaktien-Titeln?

Es folgt eine kleine Beispielrechnung.

Sagen wir, ich investiere 100 Euro im Monat in den MSCI World. Dann investiere ich mittels meines ETF-Sparplans:

  • 5,01 Euro in Apple
  • 3,64 Euro in Microsoft
  • 1,49 Euro in Tesla
  • 0,73 Euro in Facebook

Zusammen mit den Einzelaktien-Sparplänen i.H.v. je 50 bis 100 Euro pro Position ist eine solche Überschneidung also überschaubar – und zumindest in meinem Depot kann ich das gut verschmerzen. Statt z. B. 100 Euro in Apple investiere ich dann wohl 105,01 Euro monatlich in Apple.

Wer in ETFs investiert, muss sich dennoch grundsätzlich die Frage stellen, ob und wie stark er oder sie Überschneidungen mit Einzelaktien zulässt.

Wer Klumpenrisiken in aller Konsequenz vermeiden möchte, dürfte an und für sich ausschließlich in einen (!) ETF investieren und/oder müsste monatlich die Zusammensetzung aller Investments prüfen. Nicht, dass sich beispielsweise Positionen im MSCI World mit Positionen in einem anderen ETF doppeln.

Warum überhaupt ETF und Einzelaktien mischen?

Hartgesottene ETF-Vertreter wie Finanzwesir und Gerd Kommer* legen sehr ausführlich dar, warum es nicht nur nicht sinnvoll ist, sondern sogar eine regelrechte Geldverbrennungstaktik sein kann, als 08/15-Privatinvestor*in auf Einzelaktien statt auf ETFs zu setzen.

Und ganz ehrlich: Vermutlich haben sie recht!

Wenn ich in mein Depot schaue, stehen die ETFs meist besser da als der Gesamtdurchschnitt an Einzelaktien. Falls ich irgendwann in ferner Zukunft die Muße finde, Portfolio Performance zu reaktivieren, kann ich diese Vermutung mit konkreten Zahlen unterfüttern.

Bis dahin kann ich Dir bereits verraten: Ich frage mich in schöner Regelmäßigkeit, warum ich mir das ganze Stockpicking überhaupt antue.

Die Auswahl frisst Zeit, die Performance ist nicht unbedingt besser, und alle Naslang ändert sich wieder irgendetwas in einem der großen Unternehmen – ein neuer CEO reicht da ja schon aus. Bricht das ausgerechnet einem der Unternehmen das Genick, bei denen ich vor X Jahren davon überzeugt war, dass es sich ewig halten würde? Kann durchaus sein!

Mit einem ETF, der für kleines Geld regelmäßig ein professionelles Rebalancing erhält und auch sonst wenig Arbeit macht, ist man da doch optimal aufgestellt. Oder?

So einfach ist es leider nicht.

ETF oder Einzelaktien oder beides?

Gleichzeitig wissen wir, dass man mit ETFs zwar im Laufe der Jahrzehnte eine top Gesamtrendite verzeichnet. Aber mit einem kleinen ETF-Sparplan wird man halt nicht reich. Schön und gut, irgendwann einen mittelgroßen ETF-Batzen irgendwo liegen zu haben, aber den müssen wir dann – je nach Strategie – erstmal in irgendetwas umwandeln, das regelmäßig ausschüttet, wenn wir passive Einkünfte haben wollen (statt zu jeder passenden und unpassenden Zeit ETF-Anteile für den Lebensunterhalt verkaufen zu müssen).

Ich bin sicherlich nicht die einzige, die diese Vorstellung nicht besonders prickelnd findet und die es nicht mag, keine konkreten Zahlen zu haben, wie viel dann am Ende tatsächlich nach Abzug von nachträglichen Steuern und Co. auf dem Konto landet. Vom Kursrisiko ganz zu schweigen.

Gleichzeitig finde ich persönlich es enorm motivierend, gerade von dividendenzahlenden Einzelaktien immer wieder daran erinnert zu werden, dass sich jeder investierte Euro ganz konkret auf dem Konto lohnt.

Und wenn dann wirklich mal eine Aktie durch die Decke geht, lässt sie einen ETF mal direkt weit hinter sich. Nehmen wir z. B. eine Pepsico, die bei mir mit +50% dasteht, während sie regelmäßig Dividenden zahlt. Das schafft bisher noch kein ETF, auch wenn ein kleiner Testballon mit einem ausschüttenden ETF ja bereits läuft.

Fazit: Dealbreaker Klumpenrisiko?

Ich persönlich kann mit der Überschneidung von ETFs und ausgewählten Einzelaktien gut schlafen und halte sie für erträglich. Schließlich entscheide ich mich in meinen Sparplänen bewusst für Unternehmen, in denen ich eine Zukunft sehe.

Und wie immer gilt hier:

  • Es gibt grundsolide Argumente nur für ETFs,
  • nur für Einzelaktien
  • oder für eine Mischform.

Wichtig ist, dass Du Deinen persönlichen Weg findest, mit dem es Dir gut geht, bei dem Du gut schlafen kannst, der auf Deine Lebenssituation zugeschnitten ist und bei dem das FOMO möglichst klein ausfällt. Solange Du nicht ins Zocken und Spekulieren verfällst statt zu investieren, ist doch alles gut.

Die Einzelaktien-Sparpläne werde ich übrigens bei rund 3.000 Euro Investition je Position stoppen, da das meine klassische Investment-Summe pro Position ist. Danach gibt es entweder neue Sparpläne für andere Aktien – oder ich erhöhe nochmal die ETF-Investments.

Ist für Dich das Thema „Überschneidungen“ relevant oder setzt Du auch auf ETF plus Einzelaktien? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

3 Kommentare

  1. Ich fahre ebenfalls eine „gemischte“ Strategie. Eine Zeit lang habe ich fast nur auf Fonds und ETFs gesetzt, aber hier ist renditemäßig weniger drin und bei Einzelaktien hat man auch mehr in der Hand, in welche Bereiche man investiert (zum Beispiel auch für Nachhaltigkeitsaspekte)

    viele Grüße,
    Hanna

  2. Medicus

    Hi,
    wie schön dass es auf deinem blog wieder häufiger etwas zu lesen gibt! Auch bei mir findet sich ein Konglomerat aus ETF, Arero und Einzelaktien im Depot. Und wenn ich ehrlich bin, dann hat sich seit dem Krieg des Wahnsinnigen und des daraus folgenden Bärenmarktes ganz klar herauskristallisiert, dass leider Kommer und Co mit ihren Forschungen recht haben: Der Aero und mein World ETF haben deutlich weniger Federn gelassen als meine „genialen“ Einzelaktien. Zum Glück bin ich insgesamt noch im grünen Bereich, aber eben nur aufgrund der Fonds.
    Wegen eines Immobilienerwerbes habe ich in den letzten 12 Monaten praktisch alle meine reduzierten Ersparnisse in ETF/Arero gesteckt und nur noch sehr wenig in Einzelaktien. Ich habe als Ziel, bis Ende des Jahres die Prozentzahl der Einzelaktien deutlich unter 55% zu drücken (von über 60% Anfang des Jahres). Bisher bin ich auf Kurs. Das Ziel im nächsten Jahr ist dann 50/50. Sollte ich schaffen.
    Und trotzdem geht es mir ein wenig so wie dir: Ich finde es einfach nett, auch einmal Dividenden ausgeschüttet zu bekommen. So habe ich mir einige bekannte bluechips: KraftHeinz, P&G und Medtronic mit einem Ziel von 5000Euro/Position ins Depot gelegt. Es ist einfach fein, jeden Monat zB die Telefonrechnung vom Depot bezahlt zu bekommen. Leider habe ich aus meiner Anfangszeit an der Börse ein paar Altlasten (mit homebias), die ich weiter mitschleppe, obwohl ich weiß, dass ich besser die Verluste realisieren sollte, aber das ist so unendlich schwierig…..Die amerikanischen bluechips sind da wesentlich einfacher zu handhaben. Und wenn man so wie Du viele verschiedene Titel im Depot hat, ist es wahrscheinlich sogar egal, ob man in ETF oder Einzelaktien investiert. Die Unterschiede liegen wahrscheinlich hinterm Komma.
    Wie ein schlauer Mann einmal sagte: Alle, die in der Ansparphase sind, sollten dem Herrgott oder wem auch immer auf den Knien für einen Bärenmarkt danken- stay the course!
    Cheers
    medicus

    1. Hallo Medicus, schön, Dich zu lesen! Es geht wohl bei weitem nicht nur Dir und mir so mit dem Mischdepot … Den prozentualen Anteil an Einzelaktien will ich ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit verringern, aber am Ende greife ich dann doch wieder zu einem hübschen Dividendenzahler. Verrückt. Aber mei, genau wie Du schon sagst: Bärenmarkt nutzen und gut 🙂 In 30 Jahren wissen wir mehr darüber, ob das alles so eine gute Entscheidung war oder nicht und bis dahin kann noch viel Wasser den Rhein hinabfließen.

      Hab einen tollen Sonntag und bis in Kürze!
      Stay tuned, Sventja

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