Die Macht der Vorleistung und warum so viele daran scheitern
Die Macht der Vorleistung und warum so viele daran scheitern

Die Macht der Vorleistung und warum so viele daran scheitern

Ohne Vorleistung kein Erfolg. Vielleicht kleine Erfölgchen. Aber der große, tiefe, ehrliche Erfolg – der braucht Vorleistung. Warum scheitern so viele daran?

Vorleistung: eine Definition

Vorleistung, die: Einen Aufwand betreiben, bevor die dafür absehbare Belohnung und der damit verbundene Erfolg einsetzt, teilweise mit erheblichem zeitlichen Versatz. (eigene Definition)

Vorleistung zermürbt.

Sie macht keinen Spaß. Vorleistung ist anstrengend und lässt einen daran zweifeln, ob das nicht alles Bullshit ist, was man da tut.

Vorleistung bedeutet: Du nimmst einigen Aufwand auf Dich, und kannst Dir nicht sicher sein, ob es sich lohnt. Du kannst Dir nur sicher sein, dass Du einen Berg an Aufwand hast – und am Ende vielleicht alles umsonst war.

Beispiele für Vorleistung

  • Eine aufwändige Fortbildung, die Dir die Wochenenden raubt, ohne dass Du auch nur einen Cent mehr verdienst.
  • Eine Ernährungsumstellung, die viel mehr Arbeit und Achtsamkeit bedeutet, bei der Du auf Komfort verzichtest und erstmal kein Gramm Gewicht verlierst.
  • Ein Instrument, bei dem Du üben, üben, üben musst, bei dem lange Zeit erstmal gar nichts vorwärts geht, es klingt wochen- oder monatelang einfach fürchterlich und diese eine Sonate sieht einfach unerreichbar aus.
  • Jahrelang an der Börse investieren, sich mit seinen Einnahmen und Ausgaben beschäftigen, Fehler machen und nichts davon haben, dass da ein paar Zahlen tröpfelnd langsam größer werden.

Vorleistung bedeutet zurückstecken. Immer wieder kurze (Selbst-)Zweifel, Kritik und Unverständnis von außen („Also mir wäre das ja zu aufwändig …“). Verantwortung übernehmen für Dein Handeln und alle erstmal ausbleibenden Ergebnisse. Und häufig über einen langen Zeitraum keinerlei sichtbaren Erfolge.

Vorleistung bedeutet säen, ackern, gießen, düngen, hegen und pflegen, bevor man auch nur den ersten Spross sieht.

Und das ist auch der Grund, warum so viele Menschen genau daran scheitern.

Typische Ausreden, um Vorleistung zu umgehen

Sie wissen genau, was sie eigentlich tun müssten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, einen langgehegten Wunsch wahr werden zu lassen. Aber: Sie scheitern an der Vorleistung.

  • Aufwändige Fortbildung nach Feierabend? „Ich gehe lieber feiern und schaue TV, eine Fortbildung kann ich später immer noch machen.“
  • Ernährungsumstellung für die Sommerfigur? „Ich bin eher ein Genießer, und um mir z. B. Essen für die Arbeit vorzubereiten fehlt mir einfach die Zeit.“
  • Konsumverhalten optimieren und Geld investieren? „Das ist bestimmt langweilig und trocken, damit möchte ich mich gar nicht beschäftigen. Außerdem lebe ich lieber hier und heute und in vollen Zügen!“

Meistens ist der Weg zu einem Ziel gar nicht so kompliziert. Meist ist es alles andere als eine Raktenwissenschaft. Aber: es ist nicht nur unbequem, sondern auch aufwändig. Verlangt Disziplin und eben eine gehörige Portion Vorleistung.

Und schon kommt er, dieser Satz der alles in Frage stellt und den Du vermutlich auch schon mal gehört hast:

„Wenn es so einfach wäre, würde es ja jeder machen!“

Nein. Und genau das ist der springende Punkt.

Erfolg? Ja!

Aufwand oder gar Einschränkung? Nein.

Und so zerbröselt der Keks.

Witzigerweise ist die Bereitschaft für die Extra-Meile am Ende dennoch der Grund für Neid, Missgunst und Ungläubigkeit. Treten nach der Vorleistung irgendwann die Erfolge ein, werden die Ziele erreicht oder sind in greifbarer Nähe, redet man sich das als Außenstehender gerne schön.

Es muss irgendwelche anderen Gründe geben als die naheliegenden.

Realer Grund: Da hat jemand seinen Arsch hochgekriegt, geschwitzt und gelitten und zurückgesteckt, während andere feiern waren oder geschlafen haben. Jetzt zahlt es sich aus.

Typische Rechtfertigungen, warum Erfolg vom Himmel fällt

  • Fortbildung: Beim Chef eingeschleimt, nach oben geschlafen oder nur die Frauenquote erfüllt? Die Beförderung geht doch nicht mit rechten Dingen zu.
  • Abnehmen: Der/die hat doch was machen lassen, steckt sich den Finger in den Hals oder hungert.
  • Sport/Musik: Training? Da hat wohl jemand einfach gute Gene. Oder Talent. Oder einen guten Lehrer.
  • Geld: Da steckt bestimmt ein Erbe dahinter oder die Eltern haben ihn/sie durchfinanziert.
  • Erfolg: Da hat wohl jemand einfach Glück gehabt.
Vorleistung: Was man sieht - und was tatsächlich nötig ist.
Dass Vorleistung nötig ist, ist klar. Aber man sieht sie nicht – sie ist ja schon vorüber. Auf den ersten Blick sieht der Erfolg, das Erreichen eines Ziels ganz einfach aus. Wie viel Arbeit tatsächlich dahinter steckt, kann man nur erahnen. Oder man fragt nach und lernt!

Beispiel: so sieht Vorleistung aus

Ich habe mich selbst einmal in einer solchen Situation ertappt.

Ein lieber Bloggerkollege erzählte mir von einem tollen Immobilien-Deal, den er frisch an Land gezogen hat. Zwei super Wohnungen zu einem irren Schnäppchenpreis. Ich habe zu der Zeit immer mal wieder sporadisch einen Immobilien-Alarm laufen gehabt, aber nur jede 3 Mail überhaupt angesehen und nur jede 10 Wohnung eventuell mal durchgerechnet. Mit so wenig Elan kam bei mir natürlich nichts zustande, während der Bloggerkollege bereits seine 8. und 9. Wohnung im Paket erwarb.

Als er es mir erzählte, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen: „Wow, da hast Du aber Glück gehabt!“

Und er antwortete: „Eigentlich nicht. Ich habe täglich alle Portale im Blick, war ziemlich schnell in der Kommunikation und habe direkt ein Angebot gemacht, mit dem beide Seiten gut leben konnten. Die Finanzierung hatte ich schon in der Hinterhand, und so hat der Deal geklappt.“

Was hatte er gemacht?

Richtig. Er war in Vorleistung gegangen. Stundenlange Recherchen, sorgfältiges Durchrechnen, Nägel mit Köpfen machen.

Und ich?

Ich war das Thema halbherzig angegangen und erklärte mir den Erfolg des anderen auf eine Weise, mit der mein Ego die Situation besser verdauen konnte.

So viel Vorleistung steckt im Vermögensaufbau

Die Sache an der Vorleistung: Sie bekommt genauso wenig Lorbeeren wie Prävention.

Es gibt tosenden Applaus, wenn das Feuer gelöscht wurde.

Aber keiner klatscht, wenn ein Feuer gar nicht erst entstanden ist.

Schließlich ist es nicht sichtbar. Keiner weiß, was gewesen wäre, wenn es keine Prävention gegeben hätte – wie schlimm wäre das Feuer/die Pandemie/der Unfall dann ausgefallen? Hätte es überhaupt einen gegeben?

Beim Vermögensaufbau und der finanziellen Freiheit ist es genau so.

Keiner weiß, was möglich gewesen wäre, wenn man frühzeitig in Vorleistung gegangen wäre. Wenn man sich überwunden und zurückgesteckt hätte. Wie groß wäre der Erfolg dann? Weiß keiner, es ist schließlich nicht passiert. Warum? Richtig: Wer nicht wagt und die Vorleistung auf sich nimmt, wird es auch nie erfahren.

Darum verlangt Vermögensaufbau eine enorme Vorleistung:

  • Geld nicht einfach ausgeben, sondern Kopf anschalten. Was brauche ich wirklich? Welche Anschaffungen und Abos sind überflüssig? Was brauche ich nicht und kann es ggf. zu Geld machen? Welcher Konsum macht mich happy? Wie anstrengend.
  • Kreative Ideen und Extra-Aufwand, um das Einkommen zu erhöhen.
  • Die aktive Beschäftigung mit Investments, um zu verstehen, was da grob passiert.
  • Entscheidungen treffen. Viele.
  • Lehrgeld, wenn eine Investition schiefläuft.
  • Nerven für die anschließenden Selbstzweifel, Ängste und natürlich den Ärger.
  • Emotionale (Kauf- oder Verkaufs-) Impulse wollen kontrolliert werden.
  • Mehraufwand bei der Steuererklärung.
  • Rechtfertigungen im Umfeld, wieso weshalb warum das Ganze und ob man sich der ganzen RISIKEN denn bewusst ist? Und wenn man jetzt morgen einfach stirbt?!
  • Und das alles ist nur die Spitze des Eisbergs.

Der Weg ist lang. Die Zielerreichung: ungewiss. Und trotzdem wird sich die Vorleistung, der Aufwand, die Extra-Meile lohnen. Selbst wenn Du ganz woanders ankommst: Am Ende ist es die Vorleistung, die Deinen Erfolg bestimmt.

Wo gehst Du in Vorleistung? Was sind Deine Erfahrungen, Dein Feedback, Deine Erfolge? Hast Du den Faktor „Vorleistung“ im Blick? Wie immer freue ich mich auf Deinen Kommentar!

2 Kommentare

  1. Sehr schön geschrieben! Musste spontan an eine liebe Freundin denken, die gern eine Wohnung für die Altersvorsorge kaufen würde, aber auch nur äußerst halbherzig sucht. Zu mir sagt sie immer „Du hattest ja einfach SO VIEL GLÜCK mit Deiner Eigentumswohnung, sowas findet man ja kaum noch auf dem Markt!“ Dass auch da viel Vorarbeit dahinter gesteckt hat, übersieht sie gern. Ich werde ihr einfach mal kommentarlos Deinen Beitrag weiterleiten. 😉

  2. Hi Sventja,
    das ist mal wieder ein gelungener Artikel geworden. Du sprichst uns aus der Seele. Auch wir haben große Ziele und gehen ständig in Vorleistung, um uns diesen Schritt für Schritt zu nähern. Und wie du es beschreibst, stoßen wir oft auf Unverständnis, wenn wir von unserem Leben berichten. Ich hätte dafür keine Zeit? Warum macht ihr euch so einen Stress? Ich lebe lieber jetzt, wer weiß, ob ich überhaupt so alt werde. Wieso tut ihr euch das an?
    Dabei empfinden wir die erbrachte Vorleistung, dazu zähle ich auch das frugale Leben, oft gar nicht als große Belastung. Man gewöhnt sich so schnell an alles und wir halten es für Blödsinn einfach nur Geld auf irgendwelche Schwierigkeiten zu werfen. Denn dieser Lebensstil würde unsere Ziele in weitere Ferne rücken und vielleicht sogar vereiteln.
    Klar machen wir uns mit einigen extra Meilen das Leben auch deutlich schwerer. Wir könnten unsere nun schon zweijährige Suche nach einer neuen Mietwohnung sicher abkürzen, indem wir einfach auch teurere Wohnungen in Betracht zögen, aber wenn wir das täten bliebe viel weniger zum Investieren und das wiederum würde uns letztlich Jahre kosten. Jahre, in denen wir weniger Zeit für unsere vielen Vorhaben hätten, da wir die Arbeitszeit nicht so früh wie geplant reduzieren könnten. Die Extrameilen kosten zwar Mühe und man muss Zeit für sie priorisieren, aber am Ende wird sich das auszahlen.
    Stetiges dazulernen, das achten auf die eigene Gesundheit, also auch Ernährung, sowie ein nachhaltiges und ressourcenbewusstes Leben sind für uns wichtige Grundpfeiler. Und um ein nachhaltiges Leben führen zu können und zeitgleich die finanzielle Unabhängigkeit bzw. zunächst eine abgeschlossene Altersvorsorge zu erreichen, ist es uns allemal wert, etwas Vorleistung zu investieren.
    Z.B. ist es uns, wie auch dir, ein wichtiges Anliegen, möglichst Vielen unseren Weg vorzustellen und ihnen so zu einem Leben ohne finanzielle Sorgen zu verhelfen. Uns ist es dabei wichtig, zu zeigen, dass das auch mit normalen Einkommen möglich ist. Und mehr noch, dass es sogar nachhaltig funktionieren kann und man sich dabei auch bewusst teurere Produkte leisten kann, mit denen man die Welt zu einem etwas besseren Ort machen kann. Um das zu tun gehen wir aktuell mal wieder ordentlich in Vorleistung. Gerade sind wir dabei unseren Blog neu aufzusetzen – mit neuer Domain und geschärfter Zielsetzung. Aber das kostet wie du weißt eine Menge Zeit – Vorleistung eben – und zudem sogar dauerhaft Ausgaben für Domain, Webspace, Datenschutzkonformer Email-Adresse usw. All das ist uns wichtig und darum gehen wir auch gerne in Vorleistung. Wenn wir damit etwas bewegen können, indem mehr Menschen sich Mühe geben etwas für sich und gleichzeitig für die Umwelt zu tun, ist es das allemal wert.
    Viele liebe Grüße,
    Anja und Andi vom InvestierPaar

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