Pöbelstunde: die Leiden eines Privatinvestors
Pöbelstunde: die Leiden eines Privatinvestors

Pöbelstunde: die Leiden eines Privatinvestors

Kürzlich kam wieder einmal eine Diskussion auf Facebook auf. Alles begann mit der Frage nach einer „guten“ Asset-Allokation im Umfeld von P2P-Krediten:

Asset-Allokation_1

Zwar habe ich bereits im Post darauf geantwortet, aber letztendlich geht es hier um mehr: Es geht um das ganz prinzipielle Problem der eigenen Strategiefindung und somit um, wie ein Kommentator es passend formulierte, die „Leiden eines Privatinvestors“.

Meine Antwort:

„Ich habe aktuell rund 3,5% meines Vermögens in P2P (inkl. Estateguru) und werde es noch bis ca. 8-10% steigern, weil es nicht so viele andere Möglichkeiten gibt, mit hoher Rendite jenseits der Börse zu diversifizieren. Zumindest habe ich noch keine gefunden. Schwankendes Gold? Auf Anleihen setzen in einer Zeit, in der gefühlt jedes Land bis in die Unendlichkeit verschuldet ist und das Geld LANGE binden? Mit Optionen zocken? Auf Immobilien in einem komplett überteuerten Markt setzen und für 4% Rendite täglich auf eine wasserschadenfreie Zeit hoffen? Was ist schon sicher … ? Wenn morgen der P2P-Markt zusammenbricht, ziehe auch ich sicherlich meine Stirn kraus. Ein Weltuntergang darf es aber nicht sein (daher „nur“ 10%). Bis dahin bleibt es eine gute Option, zu diversifizieren (und macht dazu auch noch Spaß).“

Egal ob P2P, Aktien, Immobilien, Gold oder Anleihen: Was man macht, es ist sowieso falsch. Schlau ist man erst hinterher und alle Investments, die halbwegs Renditen bringen, haben leider den signifikanten Haken, dass morgen (oder von mir aus auch in einem halben Jahr) das Geld zum kleineren oder größeren Teil weg sein kann. Und zwischen den ganzen Möglichkeiten und Risiken soll man nicht nur seinen Weg finden, sondern auch diversifizieren. Der einzige, der von vornherein verloren hat, ist der, der sein Geld auf dem Sparkonto vergammeln und von der jährlichen Inflation langsam aber sicher auffressen lässt.

Und jetzt bringe die Anforderung „Investments sollen Dein Geld vermehren“ und „dabei auf keinen Fall Geld verlieren“ mal auf einen Nenner. Dusch mich, aber mach mich nicht nass? Rendite kommt von Risiko? Oder „deal with it, andere schaffen das schließlich auch“?

Das Problem ist, dass man es vorher einfach nicht weiß. Nein, es zeichnet sich NICHT alles ab! Es zeichnet sich NICHT ab, ob sich gerade der große Crash aufbaut oder ob er noch ein paar Wochen braucht. Es zeichnet sich NICHT gerade ab, ob der P2P-Markt so wenig vertrauenswürdig und unbeständig ist wie zuletzt in China, als die Anbahner – man möchte sagen: reihenweise – entweder mit der ganzen Kohle durchgebrannt oder schlicht pleitegegangen sind. Ob das unsere baltischen Freunde von den P2P-Plattformen anders machen? Hoffen wir es! Mehr als sich informieren und nicht zu viele Eier in einen Korb legen bleibt uns nicht. Aber das gilt einfach für sämtliche Assetklassen. Und mit „uns“ meine ich den normalen Privatinvestoren ohne BWL-Background, ohne Steuerberater im Familienumfeld und ohne Investmentgenie in der Nachbarschaft. Klar, für manche Dinge gibt es Indizien, aber bei anderen kann man einfach Pech haben. Sei es die Immobilie auf dem Indianerfriedhof oder die Unternehmensaktie, die plötzlich schlimme Dinge tut. Wir leben in Zeiten, in denen Präsidenten ohne Umwege den schlechten Scherz von „The Simpsons“ entsteigen und plötzlich über wirtschaftliche Großmächte regieren. Hätte man ja ahnen können. Bitte was?!

Vor allem: Wie willst Du Dich als kleiner Privatinvestor in der Investment-Welt so kompetent zurechtfinden, dass nicht irgendein Nachbar, der Dir schon immer gesagt hat, dass die Börse Teufelszeug ist, zu irgendeinem random Zeitpunkt Recht mit seinem erhobenen Zeigefinger hat? Aber darf das ein Grund sein, aufzugeben? Darf das ein Grund sein, nichts zu wagen? Darf das ein Grund sein, sich davor zu sorgen, dass „das ja total absehbar war“ und man nur die Zeichen nicht erkannt hat? Nein, verdammt! Denn die Konsequenz hieße schlicht und ergreifend, sich dem passiven und trostlosen Schicksal zu ergeben und halt in Kauf zu nehmen, dass in 10 Jahren die sorgsam zusammengesparten 10.000 Euro nur noch 7.800 Euro Kaufkraft besitzen. Äh – nein? Einfach nur nein!

Für mehr „Daumen hoch“ zu „try & error“!

Für mehr Mut, ins Klo zu greifen!

Und für mehr Mut, es zu riskieren und sich dabei wohl zu fühlen!

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