Kostencheck: Wie teuer ist eine Alpenüberquerung?
Kostencheck: Wie teuer ist eine Alpenüberquerung?

Kostencheck: Wie teuer ist eine Alpenüberquerung?

Im September 2023 erfüllte ich mir einen langgehegten Traum und überquerte zu Fuß die Alpen. Wie immer habe ich frühzeitig geplant, gebucht – und hatte auch die Kosten stets im Blick. Und ja, selbstverständlich gab es eine Excel für alle Details der Alpenüberquerung, inklusive Preisen.

Und ehrlichgesagt hat es mich im ersten Moment überrascht, wie teuer ein 10-Tage-Bergtrip wird, wenn man von Hütte zu Hütte zieht.

Das hielt uns natürlich nicht davon ab, das Abenteuer in Angriff zu nehmen. Die erste Fernwanderung. Die erste von-Hütte-zu-Hütte-Tour. Das erste Mal sich nahezu vollversorgen lassen (müssen) ohne Ausweichoption auf „eine Kleinigkeit vom Supermarkt“, denn Einkaufsmöglichkeiten hat es in den Bergen schlicht nicht.

Also lautete die Devise: Kopf an – und genießen!

Bevor wir losstiefeln konnten, musste ich jedoch noch ein paar Dinge besorgen.

Das Wichtigste zuerst: Ich brauchte erstmal einen Rucksack für Mehrtagestouren, da mein 22-Liter-Standardrucksack einfach zu klein und nicht bequem genug war. Also habe ich mir von der Familie einen zum Geburtstag gewünscht und einen tollen Markenrucksack mit 36 Litern Fassungsvermögen bekommen (159 Euro). Mit besonders klein zusammenfaltbare Wanderstöcke hat mich mein Partner zum Geburtstag überrascht (59 Euro) und vorab stattete ich mich noch mit einer Cap gegen die Sonne (7 Euro), einem ultraleichten Regenschirm (33 Euro), edlen Merino-Wandersocken (20 Euro) und Snacks (12 Euro) aus.

Eine 3-Liter-Trinkblase konnte ich mir von meinem Partner leihen, Wanderschuhe und einen Hüttenschlafsack hatte ich bereits, genauso wie das restliche Equipment.

Und dann konnte es endlich losgehen!

Hard Facts zu unserer Alpenüberquerung

Was genau hatten wir denn eigentlich vor? Es gibt ja zahlreiche Mehrtagestouren über die Alpen. Manche sind super überlaufen, andere ein bisschen ruhiger. Für die einen reicht ein verlängertes Wochenende, bei anderen ist man mehrere Monate unterwegs.

Wir haben uns für folgende Variante entschieden:

  • Vom Königssee nach Lienz
  • 10 Tage
  • 9 Etappen in 8 Hütten plus 1 „Pausentag“
  • Alles selbst organisiert – kein Bergführer, kein Guide, kein Taxi
  • 130 Kilometer
  • 8.600 Höhenmeter
  • 12 Kilogramm Gepäck
  • davon ca. 750 Gramm Snacks
  • Reisezeit: Anfang September; Ende der Hochsaison

Die Route für 10 Tage Alpenüberquerung

Wir starteten also am deutschen Königssee und wanderten von St. Bartholomä aus bis ins österreichische Lienz. Es gibt einige Varianten, wie schnell oder langsam man die Tour gehen kann. Ein Pausentag ist beispielsweise in keiner der Beschreibungen vorgesehen, die ich gefunden habe.

Trotzdem planten wir eine Extra-Nacht in der Mitte der Tour ein, um die Möglichkeit zu haben, uns zu erholen und die Füße mal einen Tag hochzulegen, wenn wir das ganz dringend gebraucht hätten.

Vermutlich wäre es auch eine gute Idee gewesen, wirklich einen Pausentag einzulegen. Aber stattdessen sind wir stundenlang an einem Gletscher herumgeturnt, bis uns ein handfestes Gewitter vom zusätzlichen Einstieg in einen Klettersteig abgehalten hat. Tja. Dann blieb nur noch, uns mit Germknödeln zu „trösten“ und es uns am Abend schließlich am Kamin gemütlich zu machen. Leben ist das, was passiert, während man Pläne macht, gell?

Long story short – so haben wir schließlich unsere Etappen gestaltet:

Kosten Alpenüberquerung: Glocknerhaus
  • Kärlinger Haus
  • Maria Alm
  • Statzerhaus
  • Trauneralm
  • Glocknerhaus
  • Glocknerhaus
  • Glorer Hütte
  • Elberfelder Hütte
  • Lienzer Hütte (geplant war eigentlich Wagenitzseehütte)

Und dazwischen: Gipfel, Bergseen, Sonne, Schweiß, Murmeltiere und der verzweifelte Versuch, nicht ständig ins Kaloriendefizit zu rutschen vor lauter Bewegung.

Was haben wir für die Alpenüberquerung bezahlt?

Hier soll es aber nun nicht in erster Linie um das „how to überquer die Alpen“ gehen (auch wenn ich durchaus Lust hätte, weit auszuholen, um diese Erfahrung einfach JEDEM ans Herz zu legen!), sondern wir schauen uns explizit die Kosten genauer an.

Welche Kosten sind in unseren 10 Tagen nun genau angefallen?

Transportkosten

Im September hatte ich ein Deutschlandticket, das ich genutzt habe, um mit dem ÖPNV bis Berchtesgaden zu fahren. Von dort aus trampten wir bis zum See (ja, Daumen raushalten funktionierte auch noch im Jahre 2023) und nutzten One-way ein Schiff über den Königssee (11 Euro), um zum Startpunkt zu kommen. Danach waren wir zu Fuß unterwegs.

Einmal nahmen wir den Bus, um eine längere Straßenetappe bis zur Großglocknerstraße abzukürzen (5,10 Euro). Danach stand nur noch das Benzin- und Tunnelgeld für die Rückfahrt von Lienz auf dem Plan, da mein Freund uns mit dem Auto abholte (40 Euro Diesel, 13 Euro Tunnel).

Summa summarum kam ich also auf 69,10 Euro Transportkosten.

Übernachtungen

In insgesamt 8 unterschiedlichen Hütten verbrachten wir die 9 Nächte auf unserer Tour. Wann immer es möglich war, habe ich uns in Mehrbett- oder sogar Doppelzimmer statt in Matratzenlager eingebucht; das ist etwas teurer, aber der Schlaf ist deutlich besser, weil im Zimmer natürlich viel weniger los ist.

Die günstigste Übernachtung kostete 10 Euro für zwei Plätze in den komplett leeren Lagern – wir bauten uns erfolgreich zwei Einzelzimmer – und Essen à la carte. Die teuerste Berghütte lag bei 37 Euro für ein Doppelzimmer mit Dusch-Flatrate plus 38 Euro für die nicht-optionale Halbpension.

Eine der schönsten Almen – die privat geführte Trauneralm – kostete 45 Euro inklusive Halbpension; hier gab es nicht mal eine Preisangabe ohne HP, so dass ich diese Kosten komplett in die Übernachtungen zähle.

Kosten Alpenüberquerung: Elberfelder Hütte

In den meisten Berghütten hat man keine Wahl mehr, ob man in der Hochsaison Halbpension (also ein meist mehrgängiges Abendessen und das Frühstück) haben möchte. Sie ist verpflichtend und kostet in der Regel deutlich mehr als die eigentliche Übernachtung. Klar, die ganzen Lebensmittel müssen umständlichst – teils mit Helikopter – an Ort und Stelle gebracht werden und dann muss sie auch noch jemand zubereiten …

Kostenseitig herausgestochen ist die einzige Übernachtung im Tal, die mit 91 Euro (inkl. HP) zu Buche schlug. Und nein, wir waren zwar in einem netten Hotel, aber an die gemütlichen Berghütten mit ihrer unbeschreiblichen Aussicht kam ein normales Hotel nicht entfernt heran. Preis-Leistung hat hier also absolut nicht gestimmt …

Summa summarum zahlten wir zwei Mal Kurtaxe (6,70 Euro) und am vorletzten Tag gönnte ich mir zusätzlich eine kostenpflichtige heiße Dusche (5 Euro).

Für die eigentlichen Übernachtungen zahlten wir pro Person 314 Euro, mit Kurtaxe also insgesamt 325,70 Euro p.P.

Verpflegung (ohne Getränke)

Kosten Alpenüberquerung: Verpflegung

Ja, wir haben es uns durch die Bank weg so richtig gutgehen lassen. Auf das günstige Bergsteigeressen (9 Euro) habe ich nur einmal zurückgegriffen, ansonsten gab es entweder im Rahmen der Halbpension ein pompöses Mehrgängemenü oder wir suchten uns etwas von der Karte aus.

Von 4 Euro für einen hausgemachten Topfenstrudel im Sonnenuntergang bis 38 Euro für eine zerkochte Halbpension (ausgerechnet in der teuersten, aber auch touristischsten Hütte) war also alles dabei.

Insgesamt habe ich für den Posten „Verpflegung“ (ohne Getränke) 284,80 Euro berappt.

Getränke

Während der Wanderungen haben wir uns immer mit Trinkwasser aus den Hütten beholfen, sofern es welches gab. Aber am Ende war ich sehr froh, zu den ca. 3 Litern Wasser, die ich pro Tag getrunken habe, zusätzlich Getränke mit Geschmack (und Kalorien!) an den Hütten zu bekommen.

Was wir beim nächsten Mal anders machen werden: Wir werden uns Teebeutel mitnehmen. Als DAV-Mitglied (Deutscher Alpenverein) kann man einen Liter Teewasser für 3-4 Euro bekommen, die Teebeutel werden dann allerdings nicht gestellt. So kann man sich abends zu zweit für kleines Geld eine Kanne Tee teilen und ist nicht ausschließlich auf z. B. Saftschorlen (die rund 5 Euro für 0,5 Liter kosten) angewiesen.

Für Getränke – in meinem Fall waren das in erster Linie Tee, Skiwasser und Radler, wovon es 1-2 pro Tag gab – habe ich insgesamt 72,40 Euro gezahlt.

Sonstiges

Der letzte Posten: Sonstiges! Für ein paar Trinkgelder, eine Postkarte und ein Mitbringsel für die Familie (eine kleine Edelweiß-Aufzuchtstation, die ich absurderweise noch in der Mitte der Tour gekauft und somit – nachdem beim Packen ja noch jedes Gramm auf die Goldwage gelegt worden war – tatsächlich quer über die Alpen getragen habe) habe ich insgesamt 27,65 Euro in den Bergen gelassen.

War die Alpenüberquerung das Geld wert?

Irgendwann war Wandern doch mal ein Low-Cost-Sport, oder nicht? Die Ausrüstung nicht mit eingerechnet komme ich auf 779,65 Euro, die ich für die Alpenüberschreitung auf den Tisch gelegt habe.

Was habe ich dafür bekommen?

Kosten Alpenüberquerung - Erfolgserlebnisse
  • Adler, Geier und Murmeltiere, soweit das Auge reichte.
  • Meinen ersten Dreitausender. Direkt gefolgt von meinem zweiten Dreitausender.
  • Die ersten Sonnenstrahlen am Morgen und die letzten Sonnenstrahlen am Abend.
  • Einen wahrgewordenen Lebenstraum.
  • Einen freigelaufenen Kopf.
  • Erstaunlich wenig Sonnenbrand, aber ganz ohne hat dann doch nicht geklappt.
  • Echte Erdung und Besinnung auf das Wesentliche.
  • Die Erkenntnis, dass man mit 12 kg Gepäck ganz wunderbar durchs Leben kommen kann.
  • Neue Bekanntschaften und eine noch vertrautere Bergfreundschaft.
  • Gletscher, die vermutlich in wenigen Jahren schon nichtmehr existieren werden.
  • Tränen vor Stolz, Herrin über meine Kräfte und meinen Körper zu sein – auch wenn der eine oder andere Abgrund definitiv ein Grund gewesen wäre, umzukehren und den Gipfel auszulassen … um am Ende strahlend die Hand auf das Gipfelkreuz zu legen.
  • Unbezahlbare Erinnerungen.

Würde ich die 77,90 Euro pro Tag wieder ausgeben? Sofort und ohne mit der Wimper zu zucken. Die nächste Mehrtagestour ist bereits geplant und die Hütten durchgebucht.

Ehrlicherweise hatte ich allerdings schon 9-tägige Flugreisen, die günstiger waren. Freunde haben es jedoch auch geschafft, auf einer 6-tägigen GTA-Etappe (bei königlicher Verpflegung) 1.200 Euro auszugeben. Daher lagen wir wohl irgendwo im Kosten-Mittelfeld.

Learnings meiner ersten Alpenüberquerung

Wir sind ja nicht nur herumgelaufen, sondern haben auch noch ein bisschen was gelernt auf unserer Tour, was uns die nächsten Erlebnisse weiter erleichtern dürfte. Diese wertvollen Erkenntnisse gebe ich gerne kostenlos, gratis, unbefristet und ohne Abofalle an Dich weiter:

  • 2 Paar Socken reichen, mehr muss man nicht mitschleppen
  • Gute Powerbanks sind eine gute Idee
  • Vorher Ausstattung der Hütten googeln (Strom, Duschen, Internet)
  • Voltaren ist ein Lebensretter
  • Jeder Tag ist Waschtag, dann muss man weniger Kleidung dabeihaben
  • Wäscheleine (Waschtag) und Tagesrucksack (ordnet das Hauptfach) sind Gamechanger
  • Zum Ende hin die Etappen entspannter planen
  • Wenn Du denkst, es ist ein sehr großer Adler, ist es vielleicht schlicht ein Bartgeier

Aber das waren nicht die einzigen Learnings. Auch bei den Kosten ist klar, was wir anders hätten machen können, um den einen oder anderen Euro zu sparen (aber beim nächsten Mal wahrscheinlich wieder genauso machen werden).

So kannst Du auf einer Alpenüberquerung Geld sparen

Falls Dich die 779 Euro Kosten für 10 Tage abgeschreckt haben: Wir sind quasi die Luxusvariante gelaufen. Mehrbettzimmer statt Lager, sich fast überall verpflegen lassen, nicht nur Wasser trinken etc.

Ein paar Stellschrauben gibt es dann doch noch, an denen man drehen kann, um das Reisebudget noch weiter zu schonen:

  • Selbst planen und organisieren statt eine „fertige“ Tour buchen – hier gibt es zahlreiche (Gruppen-)Angebote, die aber gut das doppelte kosten, obwohl man deutlich unflexibler ist. Wir sind damit wunderbar gefahren, alles privat vorzubereiten und durchzuführen
  • Matratzenlager ist immer die günstigste (Indoor-)Option; laut Erzählungen scheint man an manchen Hütten aber auch zelten zu dürfen – unbedingt vorab klären!
  • Talübernachtungen vermeiden oder zumindest so frühzeitig buchen, dass man nicht die teuersten Angebote wählen muss. Wir haben im Februar für September gebucht und sind trotzdem bei den Preisen fast aus den Latschen gekippt, obwohl wir das preisgünstigste Angebot gewählt haben
  • Waschlappen mitnehmen bis zur nächsten kostenlosen Duschmöglichkeit oder, falls es angeboten wird, kostenlos bergbachkalt duschen
  • Wo möglich: DAV-Bergsteigeressen statt Halbpension wählen
  • Mehrgewicht in Kauf nehmen und dafür ein paar Frühstücks- und Snackoptionen mitnehmen, um weniger einkehren zu müssen
  • Und last but not least: Teebeutel einpacken für DAV-Teewasser

Und Du? Haben Dich die Kosten überrascht? Hast Du Spartipps – oder steht Dir die erste Alpenüberquerung noch bevor? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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3 Kommentare

  1. Medicus

    Hi Sventja, Glückwunsch zur Alpenüberquerung und den ersten 3000ern! Teile Eurer Tour kenne ich (Berchtesgaden, Schobergruppe), beides faszinierende und einzigartige Gegenden.
    Ihr seid noch relativ günstig unterwegs gewesen. Ich rechne für meine Familie (2 Erw., 2 kids) mit 200 Euro/Tag. Die Hüttenwirte werden nicht reich, ganz im Gegenteil, der Job ist 24/7 und nur mit viel Idealismus zu machen, ich kenne einen Hüttenwirt persönlich sehr gut.
    Und ja, da drängt sich die Frage auf, wer eigentlich für die billigen Flugreisen bezahlt (zB der mies entlohnte Security Mann?) und warum Flugbenzin eigentlich steuerfrei sein muss…..Es drängt sich auch die Frage auf, warum die Hochzeitsreise scheinbar unbedingt nach Mauritius gehen muss, obwohl das steinerne Meer eigentlich faszinierender ist. Andererseits bin ich ganz froh, dass ich in bestimmten Gegenden der Berge noch meine Ruhe habe….
    Bezüglich Zelten- ja das geht bei manchen Hütten, aber gerade in Nationalparks sicher nicht legal. Ausserdem wird dann der Rucksack empfindlich schwer, das gleiche gilt für weitgehende Selbstverpflegung, die auch möglich ist. Aber da ist der Rucksack schnell bei 15-20 kg. Ich strebe bei langen Wanderungen immer < 10kg Rucksackgewicht an, das erhöht den Spaß. Man brauch eigentlich auch nur eine trockene Garnitur baselayer. Dafür schleppe ich immer eine echte Kamera und oft ein kleines, gutes, teures Fernglas mit. Das Smartphone ist in den Bergen aufgrund der Akkuproblematik eher unbrauchbar. Ein altes Tastenhandy hält locker eine ganze Woche durch und ist superleicht. Da brauchst auch keine Powerbank. Und digital detox ist gratis!

    Liebe Grüße aus der südlichen Alpenrepublik in die alte Heimat!
    Medicus

  2. Martin

    Hallo Rich Bitch, Danke für die tolle Übersicht. Ich wollte sowas auch schon mal machen, habe mich aber nie getraut wegen mangelnder Fitness. Wie fit muss man denn für so einen Trip sein?
    Grüße
    Martin

  3. Julia

    Hallo Sevntja,

    vielen Dank für Deinen Bericht. Er macht gleich Lust zu planen.
    Wir wandern sehr gern, bereits seit Jahren, nun sind die Kids so alt, dass sie alleine bleiben können für ein paar Tage und wir möchten gern mit Hüttenwanderungen beginnen. Am Anfang mal für ein paar Tage, aber eine Alpenüberquerung steht auch noch auf der Liste 🙂
    Danke!
    Grüße
    Julia

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