Lohnt sich Workation als Arbeitnehmer oder zahlt man nur drauf? Kostencheck: 9 Tage Sächsische Schweiz
Lohnt sich Workation als Arbeitnehmer oder zahlt man nur drauf? Kostencheck: 9 Tage Sächsische Schweiz

Lohnt sich Workation als Arbeitnehmer oder zahlt man nur drauf? Kostencheck: 9 Tage Sächsische Schweiz

Eines schönen Tages war ich über ein Bild einer eindrucksvollen Sandsteinfels-Landschaft in Deutschland gestolpert. Die Sächsische Schweiz sei das, erklärte man mir. Ich war sofort schockverliebt. Aber was tun, wenn die Urlaubstage knapp sind?

Da ich remote aus ganz Deutschland arbeiten kann und ich voriges Jahr eine Workation bei einem Freund in Berlin schon sehr genossen habe, wollte ich nun der Frage nachgehen: Wie teuer ist eine Workation in einer so touristischen Region wie der Sächsischen Schweiz? Und lohnt sich das, alle damit zusammenhängenden Kosten in Kauf zu nehmen, auch wenn man arbeiten muss?

Finden wir es heraus! Fix über Airbnb eine Unterkunft im Bielatal gebucht und schon ging es eines sonnigen Tages von München in Richtung Dresden. Im Gepäck: Laptop, Wanderschuhe, Sonnenmilch, zwei Freunde, ein Kind, mein Partner und unser Hund. So startete der Selbstversuch „Workation“ in die nächste Runde.

Aber nun der Reihe nach.

Workation – was ist das überhaupt?

Der Begriff „Workation“ setzt sich zusammen aus „Work“ für Arbeit und „-ation“ als Abkürzung von „vacation“, also Urlaub. Klassisch tauchen Workations bei Bürojobs auf, die für ihre Ausführung nur einen Laptop und Internet benötigen, und die damit von überall aus erledigt werden können.

Es handelt sich also um eine Nuance des Digitalen Nomadentums. Man könnte sagen: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, aber eben mit Blick aufs Meer oder mit der Option, am Feierabend noch etwas in der auserwählten Umgebung zu unternehmen.

Rund um die Begrifflichkeit „Workation“ sind mir schon die unterschiedlichsten Auslegungsmöglichkeiten begegnet:

  1. Urlaub machen und den Aufenthalt vor Ort verlängern, indem man regulär von dort aus arbeitet, um ein weiteres Wochenende vor Ort zu sein oder von günstigeren Flugpreisen in der Woche zu profitieren
  2. Den Urlaub aufteilen und z. B. 4 Wochen lang jeden Tag einen halben Tag Urlaub nehmen. Ergebnis: morgens mit Blick aufs Meer arbeiten und ab mittags hineinspringen, dabei aber nur 10 volle Urlaubstage einsetzen
  3. An einem schönen Ort bewusst Vollzeit arbeiten, keinen Urlaub nehmen, aber die Zeit vor und nach der Arbeit nutzen
  4. Oder einfach sagen, man würde arbeiten, aber in Wirklichkeit Urlaub machen (eine häufige Homeoffice-Sorge von Arbeitgebern, so hört man)

Bei mir ging es bei dieser Workation also um Variante 3: Vollzeit an einem schönen Ort arbeiten, keinen Urlaub einsetzen, ggf. ein paar Überstunden abfeiern mit einem frühen Feierabend. Mehr war nicht geplant.

Als ich das erste Mal auf meinem Insta-Account von dem Plan erzählte, haben sich viele Follower gefragt, warum man eine Workation macht, wenn man nicht frei hat. Schließlich zahlt man dann ja finanziell drauf, hat Unterkunftskosten, Anfahrtskosten etc. und nicht allzu viel Freizeit, um etwas aus dem Aufenthalt zu machen.

Und genau das wollte ich herausfinden: Kann ein solches Modell, wie ich es im Kopf hatte, überhaupt einen Mehrwert bringen? Oder hat man tatsächlich nur extra Kosten, aber eigentlich nichts von der Umgebung? Reisen ist eines meiner liebsten und teuersten Hobbies – lässt sich mit einer Workation am Ende vielleicht sogar eine geeignete Symbiose aus Entdeckungen und Urlaubstage-Schonung schaffen?

Warum ausgerechnet die Sächsische Schweiz?

Jetzt gibt es so viele schöne Orte auf der Welt. Warum sollte es unbedingt die Sächsische Schweiz werden?

  1. Ich war noch nicht dort.
  2. Sieht auf Bildern schön aus.
  3. Liegt in Deutschland, ist innerhalb vertretbarer Fahrzeiten erreichbar und mit meinem Remotevertrag vereinbar.
  4. Es hat da Sandsteinfelsen. Noch Fragen?

Meine Freunde und mein Partner waren ebenfalls noch nicht in der Sächsischen Schweiz, der Hund auch nicht. Also ein Grund mehr, zusammen dieses wilde Fleckchen Deutschland zu entdecken. Wenn es denn der Job zulässt …

Ausgaben: Das habe ich für 9 Tage Sächsische Schweiz gezahlt

Das Wichtigste direkt vorweg: Was hat mich der ganze Spaß gekostet? Sehen wir uns die einzelnen Ausgaben einmal genauer an.

Kosten für die Anreise, Transport vor Ort und Parken

Die Anreise erfolgte per Auto ab München, da wir unsere Ferienwohnung in einem kleinen Seitental gebucht hatten und flexibel sein wollten. Das war sicherlich nicht die umweltfreundlichste, aber die komfortabelste, schnellste und praktischste Variante. Vor allem mit Hund.

Meine Kosten für Anreise & Transport: 85 Euro

(Anteilige) Kosten fürs Parken: 7 Euro

Unterkunft: Kosten für Wohnen und Arbeiten

Gut recherchiert und früh gebucht: Ehrlicherweise war unsere Unterkunft ein ziemlicher Glücksgriff und da wir die Kosten zu viert geteilt haben, war die Ferienwohnung absolut erschwinglich für uns. Wir 4 Erwachsenen schliefen in 2 Schlafzimmern, das Kind in einem eigenen Stockwerk mit eigenem Bad und eigener Spielecke (SEHR praktisch btw) und der Hund hatte einen großen Garten zum Rennen und Toben. Hier stand auch ein Kinderspielhaus (wieder: super praktisch!) und mehrere gemütliche Grillecken unter alten Obstbäumen.

Tagsüber mussten drei von uns arbeiten, während der Vater freihatte und mit seinem Kind unterwegs war. Gearbeitet haben wir verteilt über die Wohnung:

Selbstgemachte Pizza auf der Dachterrasse in der Sächsischen Schweiz
  • Eine Person am großen Küchentisch
  • Eine Person am Wohnzimmertisch
  • Und ich meistens auf der Dachterrasse

Da diese „Arbeitsräume“ offen und miteinander verbunden waren, sprachen wir uns vorher ab, wenn ein Call anstand. Im Zweifelsfall konnte man sich – für die wirklich wichtigen Online-Meetings – auch ins jeweilige Schlafzimmer zurückziehen und hier ungestört am Call teilnehmen.

Das Internet hätte besser sein dürfen; drinnen ging alles glatt, aber bis zur Dachterrasse wollte das W-Lan dann doch nicht reichen. Also fix einen Hotspot geöffnet und schon stand einem produktiven Arbeitstag auch von der Dachterrasse aus nichts im Wege 🙂

Mein Anteil an den Kosten für die Unterkunft für 9 Tage (inkl. Hund): 209 Euro oder 23,22 Euro pro Tag

Ausgaben für Verpflegung und Restaurants

Wir sind samstags angereist und am Sonntag eine Woche später wieder abgereist. In diesen 9 Tagen waren wir 1x im Restaurant essen, 1x machten wir Pause an einem Imbiss und 1x haben wir für alle Kuchen aus dem Holzofen (!) gekauft und mit nach Hause genommen. Alle weiteren Mahlzeiten haben wir selbst gekocht. Obendrein hat mein Freund eine unserer Mahlzeiten aus einem vor Ort gefundenen Pilz (Krause Glucke) zubereitet.

Gleich zu Beginn wurde einmal nach Herzenslust eingekauft, einige Mahlzeiten vorgeplant (meine Freunde hatten schließlich sogar einen italienischen Pizzaofen im Gepäck!) und als uns das Eis am Stil ausging, wurde nochmal nachgekauft.

Meine Kosten für Verpflegung & Restaurants: 106,66 Euro oder 11,85 Euro pro Tag

Kosten für Eintritte, Sightseeing und Abenteuer

Kommen wir nun zum interessanten Part: Hätten wir unsere Workation nicht einfach kostengünstig bei einem von uns daheim machen können, weil wir neben der Arbeit sowieso nichts von der Sächsischen Schweiz hatten?

Fehlanzeige!

Die 9 Tage sahen aus wie folgt:

Herkulesfelsen Sächsische Schweiz - Ausflug am Feierabend
  1. Samstag: Einchecken, einkaufen, Waldspaziergang
  2. Sonntag: Böhmische Schweiz erkunden
  3. Montag: vor der Arbeit: Wanderung mit dem Hund auf einen nahegelegenen Gipfel; nach der Arbeit: Felsenlabyrinth und grillen im Garten
  4. Dienstag: nach der Arbeit: Wanderung entlang der berühmten Herkulessäulen
  5. Mittwoch: vor der Arbeit: Alternativpfad Herkulessäulen; nach der Arbeit: Klettersteig mit Sonnenuntergang am Carolafelsen
  6. Donnerstag: früher Feierabend: kleine Fährfahrt, Wanderung durch die Schwedenlöcher, Bastei und Felsenburg im Sonnenuntergang
  7. Freitag: Mittagspause: Felsenlabyrinth; nach der Arbeit: Wanderung zur Himmelsleiter
  8. Samstag: Wasserfälle, Filmkulissen und verwunschene Ruinen
  9. Sonntag: zsammpacken, wegen schlechten Wetters gegen weitere Outdoor-Aktivitäten entscheiden und heimfahren

Es gab also viel zu tun und die Arbeit tagsüber verging fast wie im Flug. Schließlich hatte ich mehr als einmal schon bei Arbeitsbeginn ein kleines Abenteuer hinter mir und freute mich auf mindestens ein weiteres Erlebnis in der Mittagspause oder am Abend. Im Umkreis von 5-15 Fahrminuten gab es einfach so viel zu entdecken und zu erklimmen – wirklich genial!

Und ein großes Learning, das ich anfangs gar nicht auf dem Schirm hatte und das mir erst bei der berühmten Bastei mit ihrer Basteibrücke, DEM Touristenmagnet in der Sächsischen Schweiz, so richtig bewusst wurde: Wir waren während der Workation völlig antizyklisch unterwegs!

  • Während die Touristenströme am Morgen noch die Brötchen schmierten und ihre Schuhe schnürten, war ich bereits unterwegs; schließlich wollte ich zu Beginn der Kernarbeitszeit am Laptop sitzen.
  • Tagsüber, wenn sich alle an den vielen Hotspots gegenseitig auf die Füße traten, ging ich regulär meinem Job nach.
  • Und am Abend, wenn wir die Laptops zuklappten und uns auf den Weg zu einer Entdeckungs- oder Wandertour machten, waren die meisten anderen Touristen mit ihrem Tag wohl schon größtenteils durch und bereiteten sich aufs Abendessen vor. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum wir beispielsweise unter der Woche bei Sonnenuntergang die Bastei fast für uns alleine hatten. Fotos machen, auf denen niemand Fremdes zu sehen ist? Kein Problem, ab 18 Uhr war schließlich fast keiner mehr da!

Summa summarum kann ich an dieser Stelle also die Ursprungsfrage beantworten: Ja, für mich hat sich die Workation absolut gelohnt, da ich die Zeit vor und nach der Arbeit wunderbar nutzen konnte. Das war sicherlich auch dem guten Wetter geschuldet; hätte es 9 Tage durchgeregnet, wäre die Erlebnisliste sicherlich deutlich kürzer. Aber man darf auch einfach mal Glück haben.

Kostenübersicht: Das haben 9 Tage Workation gekostet

Wasserkraftwerk Sächsische Schweiz

Insgesamt haben sich für mich die Kosten für 9 Tage Workation in der Sächsischen Schweiz summiert wie folgt:

  • Unterkunft: 209 Euro
  • Verpflegung: 107 Euro
  • Anreise & Parkkosten: 92 Euro
  • Sonstiges (Eintritte, Souvenirs etc.): 8 Euro

Der gesamte Aufenthalt hat mich insgesamt 416 Euro gekostet oder 46 Euro pro Tag. Wobei angemerkt sei, dass ich auch daheim Lebensmittel gebraucht hätte. Lassen wir es trotzdem mal so stehen.

Fazit: War der Trip das Geld wert?

Als Frugalistin mitten im Vermögensaufbau überlege ich mir natürlich genau, welche Ausgaben eine gute Kosten-Glück-Ratio haben. Du wirst es inzwischen schon erraten haben: Ich bereue nicht einen einzigen Cent. Unabhängig davon, dass die Extraportion Qualitytime mit lieben Freunden unbezahlbar war, hat sich der ganze Trip auch von den Erlebnissen her absolut gelohnt.

Das ist auch der Grund, warum für 2024 schon eine erste Unterkunft für die nächste Workation gebucht ist 🙂 Wieder wird es ein Ziel in Deutschland.

Und da ich Exceltabellen liebe, habe ich natürlich bereits eine Liste angelegt mit schönen Orten in Deutschland, für die ich vermutlich eher keinen Urlaub einsetzen würde, die ich aber trotzdem gerne entdecken möchte. Was liegt da näher, als wieder eine Workation drumherum zu stricken?

Spartipps & Learnings für die nächste Workation

Was würde ich beim nächsten Mal anders oder besser machen – oder was kann ich Dir grundsätzlich raten, falls Du auch einmal eine Workation in der Sächsischen Schweiz planst?

Hier kommen ein paar Spartipps für Dich:

  • Spartipp 1: Wer früh plant, hat eine größere Auswahl an Unterkünften und kann sich die eine oder andere Perle als Base sichern – vielleicht sogar mit konkretem Arbeitsplatz statt Küchentisch …
  • Spartipp 2: Bei Airbnb und Co. gibt es bei Buchungen von 7 Tagen oft Rabatt – manchmal sogar so viel, dass 7 Tage günstiger sind als eine Buchung über 6 Tage
  • Spartipp 3: Wer nicht plötzlich den täglichen Besuch im Restaurant für sich entdeckt, sondern auch während der Workation regulär kocht wie er/sie es daheim tun würde, dem explodieren auch nicht die Essenskosten

Diese Learnings habe ich mitgenommen:

Sonnenuntergang am Carolafelsen am Abend der Workation
  • Vor und nach der Arbeit ist man antizyklisch auch an großen Touri-Highlights unterwegs. Sprich: vor 9 Uhr und nach 17 Uhr ist es deutlich leerer als zu normalen Zeiten. Freunde Dich vielleicht mit dem Gedanken an, hier und da noch etwas früher aufzustehen also sonst.
  • Wer Internet braucht, sollte sich vorab einen Speedtest zuschicken lassen. Das sagt zwar nichts über Reichweiten innerhalb der Unterkunft aus, aber hilft bei der Einschätzung, ob grundsätzlich überhaupt die Internetleitung Potenzial hat, um ganz normal mit dem Laptop arbeiten zu können.
  • Der Sommer bietet sich perfekt an für eine Workation in Deutschland, da es lange hell ist und man genug Tageslicht vor und nach der Arbeitszeit hat. Das gestaltet sich im Winter schon etwas schwieriger, aber dann braucht die Unterkunft vielleicht einfach eine Sauna in der Nähe 🙂
  • Was ich nächstes Mal mitnehmen werde: einen Aufsteller für den Laptop, um auch im Stehen arbeiten zu können. Das ist das einzige, das mir vor Ort gefehlt hat.
  • Informiere Dich vorab, welche Aktivitäten Dich in der Umgebung reizen. Dann musst Du vor Ort keine wertvolle Zeit – und seien wir ehrlich: die ist neben dem Job halt einfach knapp – nicht mit Recherche verbringen, sondern kannst direkt entscheiden: „Ich habe 1,5 Stunde Zeit bis zum ersten Call. Dann geht es jetzt kurz zu dem nahegelegenen Wasserfall und heute Abend auf die längere Wanderung!“ Oder so ähnlich.

Hast Du auch schon mal eine Workation gemacht – und wo? Hat es sich für Dich gelohnt und hast Du weitere Tipps, die ich hier noch nicht aufgeführt habe? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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