Alle Hasen werden einmal Tunnelgräber, nur der kleine Hase hat ganz andere Pläne. Er will viel lieber Möhrengärtner werden und träumt von Möhrenfeldern, soweit das Auge reicht. Ein ganzes Möhrenparadies will er pflanzen!
Seine Geschwister aber lachen ihn nur aus: „Als Hase hat man gefälligst Tunnelgräber zu werden.“ „Papperlapapp!“, denkt sich der kleine Hase und heckt einen Plan aus.
Nur weil alle einen bestimmten Weg gehen, heißt das nicht, dass Du den gleichen Weg gehen musst.
Das gilt für fast alle Lebensbereiche:
- für die Berufswahl: Die allermeisten Menschen (in Deutschland) werden Angestellte, aber muss das auch Dein Weg sein?
- für Lebensziele: Soll es wirklich das Einfamilienhaus mit 1,2 Kindern werden oder willst Du eigentlich ganz woanders hin?
- für Interessen und Hobbies: Taugt Dir das samstägliche Fußballtraining oder wirst Du vielleicht glücklicher mit Roller-Derby?
- … und für so viel mehr!
Diese Message ist so wichtig und ich wünschte, ich hätte das schon viel früher in meinem Leben begriffen.
Aus genau diesem Grund habe ich mein erstes Kinderbuch publiziert, in dem es sich ganz genau um darum dreht.
Aber: Wie genau kam es dazu, dass ich als Finanzbloggerin (gut, und als Germanistin) in die Tasten haue und jetzt ein Kinderbuch rund um einen frechen Hasen auf dem Markt ist? Wie angekündigt geht es heute ins Detail rund um die Entstehung meines ersten Kinderbuchs.
Eine Idee für kleine und große Kinder
Kennst Du die kleinen Fingerpuppen von Ikea? 10 kleine Tierfiguren sind das, mit denen man seine eigenen Abenteuer erfinden kann. Als eine meine besten Freundinnen ihr erstes Kind erwartete, wollte ich ein besonders persönliches Geschenk für sie und ihr Kind: Und so besorgte ich mir die 10 Tier-Fingerpuppen und schrieb für alle Figuren Geschichten, die man mit den Fingerpuppen nachspielen konnte.
Es dauerte schließlich deutlich länger als geplant, alle Tiere mit eigenen Geschichten zu versorgen. Besonders wichtig war mir, verschiedene Werte zu transportieren, ohne die Geschichten zu überladen. Gleichzeitig sollte jede Geschichte Anhaltspunkte bieten, in denen Kinder und Eltern miteinander in die Tiefe gehen können – wenn sie das möchten.
Und so entstand mein erstes Kinderbuch, das ich mit Canva illustrierte und über Cewe Fotobuch druckte. Bis heute schreibt mir meine Freundin immer wieder, wenn ihr das Buch in die Hände fällt oder die Großeltern daraus vorlesen.
Grandiose Grafikerin gesucht – und gefunden!
Auch wenn das Feedback sehr positiv war: Ich war mit meinen eigenen Illustrationen nicht zufrieden. Die eine oder andere Geschichte basierte auf einem bestimmten, sehr aufwändigen Bild, das ich in den Köpfen zeichnen wollte. Doch mit ein paar vorgefertigten Canva-Grafiken konnte ich es einfach nicht umsetzen.
Und so reifte die Idee, mir für meine Lieblingsgeschichte „Vom Hasen, der einen Möhrengarten pflanzte“ grafische Verstärkung zu suchen. Aber gute Grafiker findet man nicht unbedingt wie Sand am Meer – also woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Mein Glück versuchte ich in den üblichen Portalen, in denen Projektanbieter und -Umsetzer zusammenfinden. Der Vorschlag: Ich liefere die Idee, den Text und das Marketing, und der/die Grafiker/in bebildert das Projekt. Wenn das Kinderbuch auf dem Markt ist, teilen wir den Erlös 50:50.
Auf mein Inserat bekam ich rund 15 Bewerbungen; zwei Grafiker, deren Arbeiten mit besonders gut gefielen, kamen in die nähere Auswahl und ich schickte ihnen zwei verschiedene Geschichten. Der zweite Grafiker sprang nach einiger Zeit ab, da ihm die Zeit für das Projekt fehlte. Aber mit meiner Grafikerin hatte ich ein unbeschreibliches Glück und sie fühlte sich von der Geschichte inspiriert. Wir setzten einen Vertrag auf, und schon konnte das Projekt im August 2021 losgehen!
Von der ersten Skizze zum finalen Buch
Am Anfang standen erste Figurenskizzen (ich verliebte mich instant in die frechste von allen Vorschlägen), gefolgt von der Aufteilung von Text und Bild – und natürlich die Recherche, auf welcher Plattform das Buch erscheinen sollte. Die Wahl fiel früh auf epubli, da meine Grafikerin damit schon Erfahrung hatte und man – anders als bei Amazon – Print on Demand mit Bilderbüchern nicht erst ab X Seiten einstellen kann.
Wir einigten uns auf 36 bebilderte Seiten und ich beschrieb die eine oder andere Szene, die mir wichtig war.
Zwei Darstellungen waren mir besonders wichtig:
- der Hase und seine Liebe zu Möhren
- eine fantastische Welt nur aus Karotten, die das Ziel des Hasen visualisiert
Da das Projekt für meine selbständige Grafikerin zusätzlich zum Tagesgeschäft anfiel, brauchte es etwas Zeit, bis alle Doppelseiten gefüllt waren. Was da aber entstand, toppte alle Erwartungen!
Gespickt mit liebevollen, witzigen Details erweckte sie die Geschichte zum Leben. Es gibt einfach so irre viel zu entdecken in diesem Buch! Dass sie so kreativ und empathisch den Kern der Geschichte erfassen würde, hatte ich nicht zu träumen gewagt.
Dabei erhielt ich immer erst eine grobe Skizze in schwarz-weiß, konnte noch ein paar Vorschläge machen – und danach ging sie die farbige Detailumsetzung an. Jeder einzelne Strich ist handgemacht und ich verstand erst jetzt, wie viel Arbeit hinter diesem Buchprojekt stecken würde.
Die letzten 20 Prozent verursachen 80 Prozent des Aufwands
Irgendwann standen alle Grafiken, die Texte waren gesetzt, das Buchcover war definiert und gezeichnet. Was jetzt noch fehlte? Der Probedruck! Und schon bewahrheitete sich die alte Pareto-Wahrheit: die letzten 20 Prozent einer Aufgabe verursachen 80 Prozent des Gesamtaufwands.
Na, ganz so schlimm war es nicht. Aber die ersten Probedrucke waren hingeschludert – Seiten klebten zusammen, Bilder waren plötzlich eingezoomt. Also: Mail an epubli mit Bitte um Korrektur. Der nächste Probedruck sah schon besser aus, enthielt aber jede Menge weiße Seiten. Dies also noch mit Leben gefüllt, weiteren Probedruck angefordert.
Dass sich dieser letzte Step so ewig hinzog, bis das Buch nun endlich unseren Qualitätskriterien genügte, nagte an der Motivation. Drei ganze Monate verschlang die eigentliche Publikation. Doch am 21. Oktober klickte meine Grafikerin schließlich auf „publizieren“. Aber vorher hatten wir noch eine harte Nuss zu knacken …
Die Sache mit dem Preis und den Kosten
Kinderbücher kosten meist irgendwas zwischen 8 und 15 Euro. Schließlich sind sie schnelllebig: Kinder wachsen schnell aus den Geschichten heraus, werden älter und wollen auch mit altersgerechten Themen und Figuren angesprochen werden.
Als wir schließlich das Manuskript hochluden – und von Anfang an kam für uns nur hochwertiges und damit kinderhandgerechtes Papier und Hardcover in Frage – wurde uns ein Preis von 19,99 Euro vorgeschlagen. Und damit machen wir pro Buch nur 1,50 Euro Gewinn, den wir dann auch noch 50:50 aufteilen.
Wir sprechen hier nicht nur von einer niedrigen Gewinnmarge von 7,5 Prozent. Sondern vor allem von einem Preisbereich, der zwar für den Entstehungsaufwand und für die Menge an Inhalt gerechtfertigt ist. Aber das weiß man eben erst, wenn man das Buch einmal in der Hand gehalten hat. Für die Größe und die Seitenzahl wirkt es teuer und das war uns direkt klar.
So würde es sich deutlich schwieriger verkaufen. Ganz zu schweigen von der Konkurrenz durch Kinderbücher, die im Gegensatz zu Print on Demand in großen Chargen über Verlage gedruckt und entsprechend günstiger angeboten werden können.
Hallo, Realität.
Das stellte uns vor die Herausforderung: Wie können wir den Inhalt günstiger zur Verfügung stellen und so die Attraktivität des Buchs steigern?
Unsere Lösung: Zusätzlich zum Hardcover gibt es nun auch eine Softcover-Version. Das entspricht zwar nicht ganz unserer Wunschvorstellung, aber dafür kostete der Druck nur noch 9,99 Euro pro Buch. Ergebnis: Wir können es für schlanke 12,99 Euro anbieten und haben sogar unsere Gewinnmarge soweit erhöht, dass jeder von uns pro Buch 1,50 Euro verdient.
Vom Hasen, der einen Möhrengarten pflanzte: Auf los gehts los!
Nun ist „Vom Hasen, der einen Möhrengarten pflanzte“ publiziert. Als Nächstes wird das Buch auf Amazon als eBook angeboten, dann eingesprochen, und schließlich erscheinen die ersten Übersetzungen. Der aufwändigste Teil – die Erstellung der Grafiken – ist erledigt. Jetzt heißt es: mit möglichst wenig Aufwand skalieren. Und vielleicht ein Beispielexemplar an den einen oder anderen Verlag schicken … Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
In einem Jahr kann ich eine erste Bilanz ziehen, ob mein erstes Kinderbuch mehr war als eine extrem wertvolle Erfahrung, sondern sich auch finanziell gelohnt hat. So oder so hat es einen Heidenspaß gemacht, das Buch wachsen und gedeihen zu sehen und es nun erstmals in Händen zu halten. Schon deshalb war es jeden Aufwand wert!
Hast Du schonmal ein Kinderbuch publiziert? Hast Du Ideen für coole Vermarktungsstrategien oder andere Ideen, die Du mit mir teilen möchtest? Dann lass mir einen Kommentar da 🙂
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Nur Kaninchen werden einmal Tunnelgräber. Hasen nicht.
Der Frau vom Hirschen ist auch nicht das Reh.
Vielleicht eine Idee für das nächste Buch.
Alles Gute,
Anni
Hallo Anni,
ich glaube, in einer Welt, in der man einen Springbrunnen aus Karotten schnitzen kann, ist es auch okay, wenn ein Hase Tunnel gräbt 🙂
Eine Story vom Reh hab ich zwar noch nicht in petto – aber eine vom Elch. Hauptsache: Geweih. Die Geschichte will nur noch illustriert werden …
Stay tuned,
Sventja
Über Amazon KDP, wenn man es dort veröffentlicht, kann man Werbung schalten. Man legt ein Budget fest und die Laufdauer der „Kampagne“ und dann erscheint es weiter oben.
So mache ich es jedenfalls.
Hallo Sonnemohn, lieben Dank für Deinen Kommentar! Wir sind gerade dabei, auch auf KDP zu publizieren – dort ist auch ein schöneres Format möglich. Ich habe mal einen kleinen Testballon bei einem anderen Buch von mir laufen gehabt, aber keinen nennenswerten Unterschied (weder besser noch schlechter) mit der Werbung festgestellt.
Tipps sind immer willkommen!
Stay tuned,
Sventja