Geschäftsanteile von Genossenschaftsbanken machen es möglich: Bis zu einem gewissen Betrag kann man „Miteigentümer“ einer Bank werden – so beispielsweise bei den Volksbanken und Reiffeisenbanken. Wichtigste Voraussetzung: Man muss ein Kunde der entsprechenden Bank sein, also ein Girokonto o.ä. bei der jeweiligen Bank unterhalten.
Geschäftsanteile kaufen: Wie werde ich Anteilhaber einer Genossenschaftsbank?
Nach der Abgabe einer Beitrittserklärung beteiligt man sich mit einem bestimmten Betrag an der Bank, wobei dieser Betrag häufig streng gedeckelt ist. In meinem Fall sind es maximal 5.000 Euro, mit denen man sich bei der Genossenschaftsbank beteiligen kann. Dafür erhält man eine bestimmte Anzahl Geschäftsanteile, und pro Geschäftsanteil wird eine jährliche Dividende ausbezahlt.
Diese Dividende schwankt regional sehr stark; gefunden habe ich Zahlen von 2,5 Prozent bis zu satten 6 Prozent. Mit 4 Prozent liegt mein Investment damit ziemlich genau im Mittelfeld. Zusätzlich zu den Dividendenzahlungen gibt es Mitglieds- und Bonusprogramme. Mit ihnen kann man verschiedene Vergünstigungen erhalten, beispielsweise vom Einzelhandeln in der Region.
Was sind die Risiken und Nachteile von Bank-Geschäftsanteilen?
Bisher war das Geschäftsmodell recht sicher und lukrativ. Allerdings sind die Risiken klingen mit der sog. Nachschusspflicht erstmal heftig. Diese Nachschusspflicht kam jedoch laut BVR noch nie zum Einsatz und im Notfall springen Tochterinstitute ein, um einzelne Institute nicht untergehen zu lassen. Ab 2022 soll auch die Nachschusspflicht ersatzlos gekippt werden. Damit empfinde ich diese Investmentform als recht sicher, aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Bei mir ist ja auch noch nichts schiefgelaufen 🙂
Allerdings bezahlt man die verhältnismäßig hohe Jahresrendite von 4 Prozent mit Liquidität: Will man an sein investiertes Kapital herankommen, muss man die Anteile kündigen. Im Jahr der Kündigung erhält man keine Dividende und die Auszahlung findet erst im darauffolgenden Jahr statt.
Sprich: Wenn ich 2021 kündige, erhalte ich 2022 keine Dividende für 2021 und bekomme mein investiertes Geld im Jahr 2023 ausgezahlt. Bei Apotheker- und Ärztebanken dauert es sogar nochmal deutlich länger, bis man sein Kapital zurückgezahlt bekommt.
Da es sich um ein langfristiges Investment handelt, das ich schon seit vielen Jahren habe und auch noch weitere Jahre halten möchte, ist das erstmal nicht schlimm. Doch es gibt ein „Aber“.
Real-Talk: die wahre Rendite von Bank- und Geschäftsanteilen
Weh tut es allerdings, wenn man die 4 Prozent Rendite unter die Lupe nimmt und dann auch noch die Corona-Krise mitspielt.
2020 stand es auf der Kippe, ob die Banken aufgrund der C-Krise überhaupt Dividende bezahlen. Mit einem halben Jahr Verspätung zahlten sie dann statt 200 Euro nur 100 Euro aus. Immerhin. Aber das senkt bereits die Rendite von 4 Prozent auf 2 Prozent.
Obendrein kann man Volksbank-Geschäftsanteile wie schon erwähnt nur erwerben, wenn man ein Girokonto bei der Bank besitzt. Ein Girokonto kostet bei meiner Volksbank sanfte 8,90 Euro im Quartal (also 35,60 Euro im Jahr) plus 12 Euro für die Ausgabe einer Giro-Card. Diese Kosten fließen also in die Rendite negativ mit ein, bevor wir überhaupt über Kapitalertragsteuer und Freistellungsaufträge sprechen können. So bleiben von den 100 Euro Dividende, nach Abzug dieser Kosten, nur noch 52,40 Euro übrig. Und wie gesagt: Steuer kommt noch obendrauf!
Für 5.000 angelegte und in den nächsten 2 Jahren unerreichbare Euro erhielt ich 2020 also nur 52,40 Euro Dividende – das entspricht einer Rendite von 1,05 Prozent. Autsch!
Falls die Banken 2021 wieder die regulären 4 Prozent auszahlen, fallen die gleichen Kosten an. Übrig bleiben 152,40 Euro, was 3 Prozent Rendite entspricht.
Und die Moral von der Geschicht‘?
Corona, bitte drück mir die Rendite nicht!
(Und wenn es 2021 nochmal eine Dividendenkürzung gibt, bin ich raus aus der Nummer. Bei aller Liebe zur Diversifikation: Zu jedem Preis sicherlich nicht!)
Und Du? Setzt Du auf Geschäftsanteile von Banken oder lässt Du eher die Finger davon? Hast Du Investments in Deinem Portfolio, bei denen die Kosten einen hohen Teil der Rendite fressen – und wie gehst Du damit um? Ich freue mich auf Deinen Kommentar dazu!
Keine Anlageberatung, keine Empfehlung! Bitte triff Deine eigenen finanziellen Entscheidungen!
Ich habe auch Genossenschaftsanteile meiner Bank, allerdings nur mit einem Betrag, den ich verschmerzen kann (da mehrjährige Kündigungsfrist) und nicht wie du, offensichtlich, in Höhe des Maximalbetrags. Insoweit freue ich mich über die ausgezahlte Dividende, die allerdings niedriger ist als bei dir. Die Rendite ist so gesehen negativ, da auch noch Mitgliedsgebühren fällig werden, zusätzlich zur Kontoführung. Ich bin allerdings aus sozialen Gründen bei der Bank (GLS) und finde deren Handeln recht transparent. Jedenfalls habe ich noch nichts über Razzien & Skandale gelesen, im Gegensatz zum früheren Bankinstitut. 😉
Genossenschaft und Kapitalismus passt einfach nicht so gut zusammen.
Insofern sehe ich den Anteil eher als „Spende“ denn als Investment.
Hallo Sventja
Wieder mal ein gelungener Artikel. Vielen Dank dafür. Es macht mir immer wieder Spaß auf deinem Blog vorbei zu schauen, seit ich ihn vor Kurzem entdeckte.
Wir sind auch große Fans der Diversifikation und haben Genossenschaftsanteile seit Beginn unserer Investitionszeit in unseren Asset-Portfolios. Und zwar nicht nur Bankanteile, sondern auch Anteile von Baugenossenschaften.
Bankanteile waren sogar die erste Investitionsform meines Lebens. Als ich noch ein kleines Kind war kaufte mein Vater mit mir welche bei der Volksbank und versuchte mir zu erklären, wie diese funktionieren. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich überhaupt nicht verstand was das sollte, Mein Vater erklärte mir nämlich, dass mir jetzt sozusagen ein kleiner Teil der Bank „gehören“ würde und veranschaulichte mir das mit einem Beispiel. Er sagte, dass mir nun z.B. der Drucker, der mein Erspartes aus dem Sparschwein jeden Weltspartag in mein Sparbuch einträgt, gehört. Ich weiß noch gut, dass ich mich stark wunderte, was ich mit solch einer Maschine anfangen sollte und vor allem wollte der Herr aus der Bank mir die Maschine nicht mal mit Heim geben. 😉 Naja, ich glaubte meinem Vater aber, dass das gut für mich sei und als ich dann später verstand, was es mit Bankanteilen auf sich hat, baute ich meine Anteile auch weiter aus.
Leider musste auch ich in den letzten Jahren die starken Rückgänge der Dividenden erfahren. Meine Volksbank ging erst von 6 auf 4 % und dann auch auf 2 % runter. Noch schlechter sieht es bei der PSD-Bank aus. Da war die letzte Dividende auf die Bankanteile bei nur 1,5%. Das ist besonders bitter, da dort deutlich größere Summen pro Person in Form von Bankanteilen erworben werden können und ich voll investiert bin.
Deine Info, dass die Nachschusspflicht nun abgeschafft wird, hat mich hingegen sehr gefreut. 🙂 Das wusste ich noch nicht und war immer ein Punkt, der mich etwas störte.
Was deine Ausgaben bei der Bank betrifft habe ich eine gute Nachricht für dich. Mich störte es nämlich auch massiv, als die Volksbank mir ein kostenpflichtiges Konto aufdrücken wollte. Das war für mich der Punkt, an dem ich die Genossenschaftsanteile verkaufen wollte und das sagte ich der Mitarbeiterin am Telefon auch freundlich aber bestimmt.
Das Argument der Bank war, dass ich ein Bankkunde sein müsste um Bankanteile zu halten. Darauf hin hakte ich nach, was es denn für kostenfreie Produkte gäbe. Es dauerte nicht lange, da hatte ich bei der Volksbank wieder ein gutes altes Sparbuch. Ohne jeglichen Nutzen zwar, da ich meine Geschäfte online regele und das mit dem Sparbuch nicht geht, aber eben auch ohne Kosten. Die Dividende wird mir auf mein normales Girokonto meiner Direktbank überwiesen.
Mit diesem Trick kannst du dir die laufenden Kosten bei der Bank sparen. Zwar ändert das nichts an der derzeit niedrigen Dividende, diese bekommst du aber wenigstens voll.
Ob sich das Konzept der Bankanteile allerdings weiterhin rechnet ist eine andere Frage, denn ich bezweifle, dass die Reduktion auf Corona zurückzuführen ist. Vielmehr glaube ich, dass die Banken mit der Niedrigzinspolitik und den Negativzinsen, die sie selber zur Geldverwahrung bei den Landesbanken zahlen müssen, zu tun hat. Und ob sich das in absehbarer Zeit ändert, wage ich zu bezweifeln.
Ich jedenfalls spiele gerade mit dem Gedanken, die Gelder dort abzuziehen. Denn so ist wieder mehr Geld anderweitig investierpaar. 😉
Viele Grüße,
Andi vom InvestierPaar
Hallo Andi, lieben Dank für Deinen super ausführlichen Kommentar! So macht bloggen Spaß 🙂
Witzig, meine Mutter hat mir Bankanteile ganz ähnlich erklärt. Auf jeden Fall hat es gewirkt und ich hatte zwischenzeitlich bei mehreren Banken Anteile, aber das war mir irgendwann zu unübersichtlich und ich habe mich auf möglichst viele Anteile bei 1 Bank konzentriert.
Spannend, dass Du Baugenossenschaftsanteile erwähnst. Darüber bin ich auch schon 1-2 Mal gestolpert, aber habe mich nie tiefer damit befasst. Gleich mal googeln 🙂 Bist Du zufrieden mit diesem Investment?
Danke für Deinen tollen Tipp bzgl. Konto, ich hatte schonmal vorsichtig nachgefragt aber dann probiere ich es nochmal agressiver. Ich brauche ja eigentlich nichtmal eine EC-Karte.
Du hast mit Deinen Überlegungen völlig Recht; letztendlich wollen die Banken uns „Kleinanleger“ ja sowieso grundsätzlich loswerden und uns Dividenden auszuzahlen ist dann natürlich noch viel unliebsamer. Aber gleichzeitig macht es natürlich auch wenig Freude, zu kündigen und dann 2 Jahre auf das Geld zu warten, ohne dass es verzinst wird o.ä. Aus reinen Diversifikationsgründen tendiere ich dazu, das Invest einfach laufen zu lassen, aber noch sind ja ein paar Tage Zeit, bis man die Entscheidung für die nächste Kündigungsphase treffen muss. Außerdem bin ich neugierig, ob 2021 vielleicht sogar wieder ganz regulär gezahlt wird.
Und falls Du einen empfehlenswerten Link bzgl. Baugenossenschaften hast, freue ich mich sehr darüber!
Stay tuned, Sventja
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